„Hangman“ | Buchbesprechung

Psychothriller
Hangman – Das Spiel des Mörders von Daniel Cole, aus dem Englischen von Conny Lösch

Eines der ersten Bücher 2018 ist Hangman – Das Spiel des Mörders vom britischen Autor Daniel Cole, welches bereits am 02.01.2018 bei Ullstein auf Deutsch erschien. Nach dem Bestseller Ragdoll – Dein letzter Tag ist dies nun schon der zweite Teil von Coles New-Scotland-Yard-Reihe.

★ ★ ☆ ☆ ☆

Worum geht es?

Es sieht nach einer Kopie der Londoner Ragdoll-Morde aus: An der New Yorker Brooklyn Bridge wurde ein Toter aufgehängt. In seine Brust ist das Wort „Köder“ geritzt. Aufgrund der Parallelen zu den früheren Fällen kontaktieren FBI und CIA Chief Inspector Emily Baxter, die vor nicht einmal zwei Jahren die Ragdoll-Morde aufklären konnte. Nur kurze Zeit später folgen weitere Morde in London und New York und die Ermittler scheinen zum Spielball eines grausamen Mörders zu werden. Wer steckt hinter den bestialischen Taten?

Oder um es mit den Worten von Daniel Cole selbst zu sagen:

„Also, liebe neue Leser und liebe altbekannte, Vorhang auf: Achtzehn Monate sind seit dem dramatischen Ende der Ragdoll-Morde vergangen. Wir begegnen Detective Chief Inspector Emily Baxter in einem klaustrophobischen Vernehmungsraum, angeschlagen, blutend und gebrochen, hat sie den brutalsten Fall ihres Lebens nur mit knapper Not überlebt…“
– Hangman, S. 475

Von Hype und Enttäuschung

Daniel Coles Erfolgsthriller Ragdoll habe ich nicht gelesen, hatte aber schon sehr viel Gutes über das Buch gehört und war dementsprechend auch sehr neugierig auf diese, sich an die Ragdoll-Morde anschließende Geschichte. Obwohl freilich Ereignisse und Personen des ersten New-Scotland-Yard-Thrillers aufgegriffen werden, ist Hangman prinzipiell natürlich auch als einzelstehendes Buch zu lesen. An einigen Stellen mögen zwar einzelne Hintergrundinformationen fehlen, jedoch hatte ich nie das Gefühl, dass ich den Thriller besser verstehen könnte, hätte ich zuvor Ragdoll gelesen.
Nachdem ich mich allerdings zunächst wirklich gefreut habe, den vielbeworbenen Thriller zu lesen, machte sich beim Lesen schnell Ernüchterung breit. Trotz zahlreicher Morde, die allesamt mit nicht besonders viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurden, entwickelt sich die Geschichte recht zäh – und obwohl ein grausamer Serientäter prädestiniert für einen Psychothriller scheint, tut sich der Roman schwer, Spannung aufzubauen.

Das Positive

⊕ Plot und Grundidee klingen spannend und besitzen Potential
⊕ Covergestaltung
hngmn

Das Negative

⊖ Zu viele Figuren und Nebenschauplätze, die für die Handlung von keiner nennenswerten Bedeutung sind
⊖ Die Ermittler und deren mangelnde Ernsthaftigkeit
⊖ Die fehlende Ausgestaltung von Handlungssträngen
⊖ Das Fehlen von Spannung und Atmosphäre


Zusammengefasst empfand ich den Thriller leider als eine seltsame Mischung aus langatmigen Nebenhandlungen einerseits, welche weder der Geschichte noch der Erzeugung von Spannung und/oder Atmosphäre zuträglich waren, sowie dem scheinbar überstürzten Abarbeiten etlicher Morde andererseits, welche infolgedessen verwechselbar wurden und mir überhaupt nicht im Gedächtnis blieben.
Die Charaktere blieben ebenfalls blass und waren wenig ausgearbeitet. Zwar waren mir die (Haupt-)Charaktere nicht unsympathisch, besonders interessant fand ich sie allerdings leider auch nicht. Ihnen haben, meiner Meinung nach, Tiefgang und verschiedene Facetten gefehlt. Es werden zu viele Figuren eingeführt, die zu keinem Zeitpunkt die Handlung vorantreiben und welche aus diesem Grund, meiner Ansicht nach, überhaupt nicht nötig gewesen wären. Gleiches gilt sowohl für die große Zahl der Morde als auch für das überflüssige Hin und Her zwischen London und New York. Generell fand ich die Idee zwar wirklich interessant, dass nach der Aufklärung der Ragdoll-Morde nun in New York ähnliche Morde zu passieren scheinen. Mir hätte es aber vollkommen gereicht, die Ermittlungen in den USA zu verfolgen, statt (unnötige) Nebenschauplätze zu entwickeln. Psychothriller
Gleichzeitig finde ich es immer etwas störend, wenn sich Ermittler mehr um ihre Beziehungen denn um den eigentlichen Fall kümmern – und das Gefühl hatte ich während des Lesens immer wieder. Ich hatte häufig das Gefühl, dass nicht wirklich „ernsthaft“ ermittelt wird. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich kein Fan von „Krimikomödien“ bin, was sicherlich an besagter Abneigung liegt – bei diesem Thriller hätte ich dieses Geplänkel allerdings überhaupt nicht erwartet. Und das ist vielleicht auch ein Grund, weshalb ich mich an dieser fehlenden Ernsthaftigkeit so gestoßen habe – weil sie, meiner Ansicht nach, in einem Psychothriller um einen perfiden Serienmörder sehr fehl am Platz war.
Zwar ist die Geschichte vollgepackt mit Ermittlern und Morden – an Substanz fehlt es jedoch trotzdem, weshalb „Hangman“ für mich leider kein schauriger Pageturner werden konnte. Für einen Thriller, der von einem brutalen Serienmord handelt, hatte dieser in meinen Augen zu wenig Spannung. Es gab Abschnitte und Seiten, welche ich nur überflogen habe, da sie weder für den Plot (also die Ermittlung um die Morde!) noch für den Aufbau von Spannung oder Atmosphäre von Relevanz waren. Es passiert mir wirklich selten, dass ich weder auf den Ausgang eines Thrillers gespannt bin, noch mit den Ermittlern mitfiebere. Deshalb fand ich es auch so schade, dass es ausgerechnet bei diesem Roman, an den ich doch recht hohe Erwartungen hatte, der Fall war.

Alles in allem ist Hangman von Daniel Cole meiner Meinung nach ein sehr durchschnittlicher Thriller, dem es leider nicht gelingt Spannung aufzubauen. Und obwohl die Grundidee interessant klingt, ist der Roman selbst recht langatmig und unoriginell. Mich hat der Thriller leider enttäuscht. Der Fairness halber will ich auf jeden Fall noch ergänzen, dass ich auch auf viele wirklich positive Reviews gestoßen bin. Auf Goodreads hat Coles Thiller ein Rating von 4,12 (Stand: 21.02.2018) – auch auf Lovelybooks kommt der Roman sehr gut weg, und viele scheinen vom Buch wirklich begeistert zu sein. Vielleicht ist das Buch also trotzdem was für Euch.

★ ★ ☆ ☆ ☆

Psychothriller

Das Buch wurde mir zur Rezension freundlicherweise von Vorablesen und dem Ullstein Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Produktinformationen

  • 480 Seiten (Klappenbroschur)
  • Verlag: Ullstein
  • ISBN: 9783548289212
  • Preis: 15,00 €

Ein Gedanke zu “„Hangman“ | Buchbesprechung

Hinterlasse einen Kommentar